NÖN – Debatte um Bahn

Die in der NÖN 04/2020 sehr einseitig wiedergegebene Situation um den Erhalt der Haltestellen Unter Oberndorf und Hofstatt erfordert eine weitere Klarstellung.

Bereits im Jahr 2016 gab es einen Schriftverkehr zwischen einem nunmehrigen Teammitglied des „Team Anzbach SPÖ“ und Bürgermeisterin Karin Winter. Anlass war ein Bericht im Informationsblatt der Gemeinde, dessen Inhalt nicht den Aussagen in persönlichen Gesprächen entsprach. Die Antwort von Karin Winter war folgende:

Von: Mgde.Ma.Anzbach, Buergermeisterin
Gesendet: Freitag, 8. Juli 2016 09:10
Betreff: AW: Informationsblatt

Sehr geehrter Herr Mayer!

Ich nehme Bezug auf Ihr e-mail vom 28. Juni 2016 und möchten dazu wie folgt Stellung nehmen: Sie werden hoffentlich verstehen können, dass ich mich als Bürgermeisterin natürlich um die Sorgen und Wünsche der Bevölkerung kümmern werde, sofern sie auch ernst zu nehmen sind und auch eine kleine Chance besteht, sie zu erfüllen.

Dass es das Ansinnen der ÖBB ist, die Haltestellen Hofstatt und Unter Oberndorf „auszuhungern“, wissen wir ja alle und es ist auch ein offenes Geheimnis.

Eine Verlegung der Haltestelle Maria Anzbach ist jedoch auch erst in einem langfristigen Plan der ÖBB (10 Jahre) vorgesehen, bis dahin müssen wir natürlich versuchen, uns auch für die beiden anderen Haltestellen in der Gemeinde einzusetzen und diese aufrechtzuerhalten. Sollte jedoch seitens der ÖBB, des Landes und der Gemeinde in eine Verlegung der Haltestelle investiert werden, wird natürlich eine der Bedingungen von der ÖBB die Auflassung der beiden anderen Haltestellen sein.

Hinsichtlich der in zu geringer Anzahl vorhandenen Parkplätze bei der Haltestelle in Maria Anzbach können wir Ihnen mitteilen, dass diese Woche mit den verantwortlichen Personen der ÖBB und des Landes ein Gespräch stattgefunden hat. Ergebnis des Gespräches war die Schaffung von ca. 20 zusätzlichen geschotterten Stellplätzen an der Kronesstraße entlang der Liegenschaft Nr. 65 in unmittelbarer Nähe zur Haltestelle Maria Anzbach. Diese sollen im Herbst 2016 geschaffen werden, die Kosten dafür trägt die ÖBB, das Land und die Gemeinde.

Natürlich sind wir hinsichtlich unserer Tätigkeiten auch auf die Zurufe der Bevölkerung angewiesen und sind auch dafür dankbar. Wir haben allerdings auch bemerkt, dass einige der Pendler die Ersatzhaltestelle in Maria Anzbach und damit den Schienenersatzverkehr gemieden haben, weil es praktischer war, gleich mit dem Auto zu den Haltestellen Neulengbach oder Rekawinkel zu fahren, um von dort mit der Bahn weiterzukommen. Nachdem es sich auch um eine „provisorische“ Ersatzhaltestelle handelt, war auch von unserer Seite nicht vorgesehen, dafür einen Unterstand oder ein Wartehaus zu installieren.

Ich hoffe, Sie haben Verständnis für mein Vorgehen.

Mit freundlichen Grüßen.

Karin Winter

Bürgermeisterin

Vorausgegangen war diese Nachricht:

Sehr geehrte Frau Bürgermeister,

ich bin einigermaßen enttäuscht, dass Sie nicht den Mut aufbringen, der Bevölkerung von Unter Oberndorf und Hofstatt im Zusammenhang mit dem Fahrplan die Wahrheit zu sagen. Die Aussagen im letzten Informationsblatt stehen in diametralem Gegensatz zu dem, was Sie mir im persönlichen Gespräch gesagt haben. Nur ein Tipp: schauen Sie sich einmal den Fahrplan auf der Franz-Josefs-Bahn an: dort wurden alle Haltestellen zwischen Wien und Tulln vom schnellen REX-Verkehr abgekoppelt, u.a. Klosterneuburg (!) und St. Andrä-Wördern. Wenn Sie die Bestrebungen von Unter Oberndorf und Hofstatt (Anmerkung: Verdichtung des Fahrplans dort) weiter unterstützen, ist es bei uns auch nicht mehr weit hin zu einer solchen Maßnahme. Dann sind zwar alle Gemeindebürger gleich behandelt, allerdings gleich schlecht.

Ich darf Ihnen die Lektüre eines Artikels aus der aktuellen Zeitschrift „Eisenbahn“ ans Herz legen, siehe Anhang. Ersten wird darin klargestellt, wer für den Fahrplan tatsächlich verantwortlich ist und zweitens findet sich darin ein Ausblick auf das Zielnetz 2025+ (letzte 5 Absätze). Dass Unter Oberndorf und Hofstatt das Mindestpotential für die Aufrechterhaltung (!) der Haltestellen nicht erfüllen, dürfte wohl klar sein. Bedauerlich wäre allerdings, wenn durch die Inaktivität der Gemeinde in Sachen Verbesserung der Haltestelle Maria Anzbach (wenig P&R-Plätze, Barrierefreiheit aus Rücksichtname auf die Anzbacher High Society bisher verhindert) auch dort die Kriterien in Zukunft nicht erfüllt und wir vom Zugverkehr ganz abgeschnitten werden. Wie sehr sich die Gemeinde um die PendlerInnen kümmert, kann man schon daraus ableiten, dass es erst einer Aufforderung bedurfte, die Bus-Ersatzhaltestelle für die Dauer von mehr als zwei Monaten halbwegs menschenwürdig (Sitzgelegenheit, Abfallbehälter) einzurichten. Dass man dort bei Regen und Gewitter völlig ungeschützt ist, ist eine andere Sache.

Ich überlege mir ernsthaft, auf Ihre Ausführungen im Informationsblatt mit einem offenen Brief zu antworten.

Mit freundlichen Grüßen

Josef Mayer

Zur gesamten Diskussion geht es hier.