Antworten an Bürgerinitiative „Unsere Westbahnstrecke – Unsere Busse“
Generell halten wir folgendes fest:
- Wir halten nichts von Wahlversprechen, die aufgrund der Faktenlage und den bereits offiziell von der Gemeinde getätigten Aussagen wenig zählen. Der Ball liegt ganz eindeutig bei der Landesregierung, mit welcher in Kooperation mit den VP-dominierten Nachbargemeinden endlich ernst zu nehmende Verhandlungen zu führen sind, damit wir am Ende nicht mit einem vielleicht lieblos und oberflächlich sanierten Bhf. Maria Anzbach dastehen und die Züge in Unter-Oberndorf und Hofstatt trotzdem durchfahren.
- Wir sehen eine starke Konzentration auf den Ortsteil Maria Anzbach und eine Vernachlässigung der anderen Ortsteile. Der Ortsteil Maria Anzbach hat zwei Busstationen und eine Bahnstation, Hofstatt hat ebenfalls zwei Busstationen und eine Bahnhaltestelle, Unter-Oberndorf hat hingegen nur eine Busstation und eine Bahnhaltestelle. Wie sieht es, um nur einige zu nennen, mit Groß-Raßberg, Götzwiesen und Burgstall aus?
- Ohne ein gesamthaftes Verkehrs- und Mobilitätskonzept, in dem die Bedarfe der Einwohner und die Entwicklungspotenziale zusammengefasst werden, sehen wir keine Chance für eine sinnvolle Weiterentwicklung und adäquate Verkehrsanbindung.
1. Wie beurteilen Sie die Situation rund um die geplante Schließung der Stationen Hofstatt und Unter Oberndorf?
Es ist zweifellos so, dass die Attraktivität der beiden Haltestellen unter der nur stündlichen Zugverbindung der S50 leidet. Damit gibt es keine schnelle Verbindung nach Wien, erschwerend kommt das notwendige Umsteigen nach St. Pölten dazu. Diese Situation ist aber dem attraktiven und schnellen Taktverkehr mit Regionalexpresszügen auf der inneren Westbahn geschuldet, von dem die Haltestelle Maria Anzbach massiv profitiert, die wahrscheinlich auch durch Kunden aus Unter Oberndorf genutzt wird. Kunden aus Hofstatt weichen auf Neulengbach-Stadt aus, was letztlich dazu führt, dass die Besteller die Frequenz der Haltestellen offenbar nicht ausreichend für deren Erhalt sehen.
2. Wie beurteilen Sie die Zugverbindung nach St. Pölten für die Erreichbarkeit von Schulen, Arbeitsplatz, Ärzten, Krankenhaus, Bezirkshauptmannschaft… und Kulturprogramm?
Die Anbindung von Unter Oberndorf und Hofstatt an St. Pölten ist durch das notwendige Umsteigen in Neulengbach natürlich suboptimal. Völlig außer Acht gelassen wird bei dieser Fragestellung die Verkehrsverbindung nach Tulln. Dort gibt es ein ähnliches Angebot – Krankenhaus, Ärzte, Kulturprogramm .. wie in St. Pölten.
Eine Forderung nach zusätzlichen Halten für die REX-Züge wäre allerdings höchst kontraproduktiv, hat doch der Halt in Maria Anzbach schon zu zahlreichen Protesten aus dem Raum Böheimkirchen wegen Verlängerung der Fahrzeiten geführt. Der Wunsch der PendlerInnen-Mehrheit nach schnellem Nahverkehr lässt sich mit Halten im Abstand von weniger als zwei Kilometern leider nur schwer verbinden. Abgesehen davon würde durch zusätzliche Halte der Taktknoten St. Pölten nicht in der bisherigen Form aufrechterhalten werden können und damit Umsteigeverbindungen in den und aus dem Westen Österreichs verloren gehen. Ob eine Späterlegung der S50-Trasse nach Neulengbach zur Verkürzung der Umsteigezeit möglich wäre, entzieht sich unserer Kenntnis. Dafür müsste man die Fahrplanzwänge im Bereich Wien sowie allfällige Güterzugtrassen genauer kennen.
3. Ist Ihre Fraktion für den Erhalt dieser Stationen?
Wir sind, auf Basis eines gesamthaften Verkehrs- und Entwicklungskonzeptes, für den Erhalt jeder Verkehrsstation. Völlig außer Acht gelassen wird in der derzeit geführten Diskussion, dass der Erhalt nicht systemadäquater Haltepunkte durch einen finanziellen Beitrag des Landes/der Gemeinde gesichert werde könnte.
Wenn sich die Besteller die Attraktivierung der Haltstelle Maria Anzbach in Form eines Neubaus mit ausreichender Infrastruktur (Barrierefreiheit, Windschutz, Zufahrt, Park&Ride, Informationstechnik, etc.) und den Erhalt der beiden kleineren Haltestellen leisten wollen, sind wir selbstverständlich für deren Erhalt. Was wir nicht wollen, ist ein Herumlavieren der Mehrheitsfraktion in der Frage des Neubaus der Haltestelle Maria Anzbach, das einen solchen letztlich auf Dauer in Frage stellt und überzogene Forderungen nach Fahrplanverbesserungen, welche die REX-Halte in Maria Anzbach gefährden. Als Negativbeispiel darf hier die Strecke Wien FJB – Tulln angeführt werden, wo auf vergleichbarer Streckenlänge nur Züge mit Halt in allen Haltstellen angeboten werden.
4. Mit wem haben Sie im Interesse der Erhaltung gesprochen?
Wir haben im Interesse der Erhaltung der Bahnstationen sowohl mit den Nachbargemeinden, unseren Vertretern im Landtag und den ÖBB gesprochen.
5. Welche Aktivitäten plant Ihre Fraktion, um die Stationen zu erhalten?
Wir werden uns verstärkt um die Erstellung eines gesamthaften Verkehrskonzeptes, welches ja bereits mehrfach in den vergangenen Jahren von der Gemeinde versprochen wurde, einsetzen. Darüber hinaus werden wir weiter geeignete Aufklärungsarbeit für die Lösung der Probleme und Ansinnen der neben Maria Anzbach existierenden Ortsteile leisten.
6. Haben Sie mit den eigenen VertreterInnen im Landtag gesprochen?
Siehe Frage 4.
7. Wann werden Sie das machen?
Siehe Frage 4.
8. Wann haben Sie das letzte Mal ein persönliches Gespräch zum Erhalt der Bahnstationen geführt?
Wir führen laufend persönliche Gespräche.
9. Halten Sie den Ausbau des Zugverkehrs und den Erhalt von Bahnstationen für eine wirksame Maßnahme im Kampf gegen den Klimawandel?
Grundsätzlich sind der Ausbau des Zugverkehrs und der Erhalt von Bahnstationen sinnvolle Maßnahmen, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Dabei darf der Fokus allerdings nicht nur auf dem Personenverkehr liegen, zumal der Straßengüterverkehr auch maßgeblich zum Ausstoß von Luftschadstoffen beiträgt.
Es ist ein Irrglaube, dass die innere Westbahn nur dem Personenverkehr zur Verfügung stehen sollte. Der viergleisige Ausbau der Westbahn besteht zwischen Wien und St. Pölten aus einer zweigleisigen Schnellfahrstrecke durch das Tullnerfeld und der zweigleisigen alten Westbahn bei uns. Auf beiden Strecken herrscht Mischverkehr, wobei der Güterverkehr durch das Benützungsentgelt nicht unwesentlich zur Finanzierung der Infrastruktur beiträgt. Das Fahrplangefüge hat sich damit allerdings an den unterschiedlichen Geschwindigkeitsprofilen der Züge und zu erreichenden Taktknoten im Personenverkehr zu orientieren und kann daher nicht beliebig verändert werden. Die Optimierung des Ganzen führt leider manchmal dazu, dass Einzelinteressen nicht vollumfänglich befriedigt werden können.
10. Durch die Schließung von Bahnstationen und die Eröffnung von Buslinien als Alternative nimmt der Straßenverkehr zu. Finden Sie das zukunftsorientiert? Warum?
Grundsätzlich ist die Substituierung von Bahn- durch Buslinien nicht zukunftsorientiert. Wenn eine solche aber seitens der Besteller vorgegeben wird und die Maßnahme auch wirtschaftlich darstellbar ist, sind Alternativen schwer argumentierbar. Der in Aussicht gestellte Einsatz von Elektrobussen würde wenigstens den Schadstoffausstoß nicht erhöhen.
11. Welche Vorstellungen haben Sie für ein öffentliches Zubringersystem zu den Haltestellen?
Auch hier gilt, dass ohne das eingangs erwähnte und nicht vorhandene Verkehrs- und Mobilitätskonzept keine sachlichen und transparenten Aussagen über die Zubringersysteme möglich sind. Die vom VOR als Ersatz für die allfällige Auflassung der Halte vorgesehene Buslinie ist unter dem Gesichtspunkt, dass Unter Oberndorf und Hofstatt nur einseitigen Besiedlungsraum (nördlich der Bahn) aufweisen und beide Haltestellen daher nicht unbedingt im Zentrum der Ortschaften liegen, als Alternative dann zu akzeptieren, wenn eine regelmäßige und verlässliche Anbindung an die schnellen REX-Züge in Eichgraben-Altlengbach und Neulengbach-Stadt ebenso garantiert wird, wie der dauerhafte Bestand des Ersatzverkehrs. Dann wäre die Erreichbarkeit der Busse für viele BewohnerInnen mit kürzeren Fußwegen gewährleistet bzw. könnten solche auch durch zusätzliche Haltepunkte im Ort erzielt werden.
Zur gesamten Diskussion geht es hier.